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  • AutorenbildSteffen

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Aktualisiert: 15. Dez. 2020

Als Mutter mir ein Glas mit warmer Milch und etwas Honig darin ans Bett brachte, da ließen meine Halsschmerzen schon nach, obwohl ich noch gar keinen Schluck davon getrunken hatte.

Die Wunden an den Knien und an den Ellenbogen, die ich mir beim Sturz zugezogen hatte, sie brannten kaum noch, obwohl Großmutter den Verband noch nicht mal vollständig angelegt hatte.

Heilung beginnt da, wo Menschen etwas für dich tun.

Und sie beginnt mit dem Trost, den wir daraus ziehen, dass das so ist.

Das Glas mit der warmen Milch, die Verbände, das Zureichen einer Decke, all das sind Wohltaten, die wirklich helfen.

Kein vorgefertigtes Wort des Trostes kommt an echte Wohltaten heran.

Hätte Mutter lediglich gesagt: "Das wird schon!", woher könnte mir da Trost kommen?

Wie aber kann Trost fremden Menschen gegenüber gespendet werden?

Wie soll das beispielsweise der Trauerredner hinbekommen, der der Familie eines verstorbenen Menschen kaum bekannt ist?

Er kann es ja nur durch seine Worte und kaum dadurch, dass er den Trauernden etwas zu trinken oder eine warme Decke reicht.

Aber es gibt Worte, die sind wie eine warme Decke oder eben wie ein gutes Glas Tee im rauen Sturm.

Diese Worte sind dann tatsächlich wie die Wohltat, die uns sehr nahe stehende Menschen zukommen lassen.

Sie sind nicht in Zitatenbüchlein oder auf Beileidskärtchen zu finden. Sie sind nur dort zu finden, wo das Leben gut ist.

Als es sonntags ihre leckeren Pfannkuchen gab und er die frischen Brötchen vom Bäcker brachte, da war es gut.

Trost finden wir auch in unserem eigenen, guten Blick auf die Dinge.

Die Hilfe dazu, diesen guten Blick wieder zu schärfen, die können wir Menschen gegenüber auch dann leisten, wenn wir uns persönlich kaum kennen.

Wenn wir Menschen selbst ihre Geschichte erzählen lassen und die Faszination des Guten darin gemeinsam erkennen, dann können selbst Worte eines vermeintlich Fremden eine Wohltat sein.

Das lindernde Getränk, die wärmende Decke, die Salbe auf der Wunde.

Wohltaten - und nicht leere Worte - sind es, die uns Menschen Trost spenden.







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